Die allgemeine Bedeutung von Volksschulen für kleinere Gemeinden bzw. für ländliche Parzellen in exponierten Lagen geht weit über den Bildungsauftrag hinaus. Dorfschulen spielen sowohl in gesellschafts-politischen wie auch wirtschaftlichen Aspekten einer Kleingemeinden eine sehr wesentliche Rolle, da viele gemeindepolitischen Entwicklungen an die Existenz einer Schule im Dorf gebunden sind.
Eine Dorfschule ist ein wichtiger Teil einer dörflichen Infrastruktur und trägt dazu bei, die Attraktivität und das Image einer Kleingemeinde zu wahren. Dadurch wird einer Abwanderung entgegengewirkt und die Tür für Zuwanderung offen gehalten.
Dorfschulen geben Familien auch Sicherheit und Lebensqualität. Mit der unmittelbaren Nähe von Wohnort und Schulstandort ist es für Familien einfacher, sowohl am Schulalltag wie auch an der Freizeitgestaltung teilzunehmen. Damit wird den Kindern ein Aufwachsen in der vertrauten Umgebung der Heimatgemeinde ermöglicht.
Eine Identifizierung mit dem Heimatort wird durch eine lebendige Dorfschule gefördert. Der unmittelbare Bezug zur Heimatgemeinde und dem vertrauten Umfeld lässt die Kinder unbeschwert aufwachsen und verwurzeln.
Mit der Förderung einer Heimat- bzw. Ortsverbundenheit wird auch die Zukunft vieler Traditionen und Bräuche gesichert.
Die Dorfschule trägt durch ihre aktive Mitgestaltung bei kirchlichen und weltlichen Festen wesentlich zur Erhaltung von Kultur bei.
Die Schule im Dorf pflegt auch die Kooperation mit Vereinen. Somit ist auch die Zukunft dieser wichtigen sozialen Einrichtungen gewährleistet und fördert durch die Freiwilligkeit eine Grundsteinlegung für das Ehrenamt.
Das Mitwirken der Dorfschule bei öffentlichen Veranstaltungen und Initiativen der Gemeinde (Einweihungen, Flurreinigungen …) stellt auch die Verbindung von Gemeindepolitik und Bürger immer wieder her. Eine lebendige Ortsgemeinschaft und Verantwortungsbewusstsein wird gefördert.
Gut ausgestattete und gewartete Schulgebäude eignen sich zur Mehrfachnutzung durch außerschulische Interessenten und ermöglichen dem Schulerhalter (= Gemeinde) ein wirtschaftlich effizientes Raumkonzept.
Der Schulweg ist für Kinder sehr wichtig.Der Großteil der Kinder kann zu Fuß zur Schule gehen. Der andere Teil hat zumindest sehr kurze Transportwege. Neben der Gesundheitsförderung ist der ökologische Aspekt nicht zu vernachlässigen.
Auch wird die Bedeutung der außerschulischen Leistungen des Lehrkörpers für die Gemeinde wertgeschätzt. Fehlt der Pädagoge in der Gemeinde ist es schwer, Personen zu finden, die bereit sind, bestimmte Aufgaben für das Allgemeinwohl der Gemeinde zu leisten.
Die Schule ist auch ein Treffpunkt in der Gemeinde. Gerade wenn bestimmte Einrichtungen der dörflichen Infrastruktur fehlen, tritt die Schule deren Aufgaben an. Aufführungen zu diversen Anlässen (Weihnachtsfeier, Muttertag, Multikulturelle Feiern, Altennachmittage …) geben den Rahmen, um die Ortsbevölkerung näher zusammenzubringen. Soziale Kontakte über Generationen hinweg werden gefördert.
Die wohnortnahe Schule stärkt auch den Wirtschaftsstandort, indem sie direkt und indirekt Arbeitsplätze schaffen und sichern.
Mit den Lehrausgängen und Betriebsbesichtigungen wird auch bei Kindern schon frühzeitig Interesse für Berufe und ortsansässige Betriebe geweckt. Die Chancen einer Arbeitsstelle können sich erhöhen und die Betriebe profitieren, indem sie Lehrlinge zur Ausbildung bekommen.
In diesen Aufzeichnungen lehne ich mich auch an Forschungsberichte von Frau Dr. Andrea Raggl (PH Feldkirch) und Frau Dr. Bärbel Hausberger (KPH Graz), denen ich an dieser Stelle herzlich danken möchte.
VD Walter Giselbrecht, VS Schnepfau